Aichelburg-Edition

Projektnr: IKGS P09-19

 

In Siebenbürgen wurde schon immer auf regionaler Ebene Multikulturalität und Toleranz groß geschrieben. Das Zusammenleben so vieler Ethnien mit ihrer kulturellen und religiösen Freiheit seit jeher bezeugen das. Auf einer kleinen Skala ist hier das europäische Projekt des Zusammenlebens eine Selbstverständlichkeit. Toleranz und kultureller Austausch wurden aber unter dem kommunistischen Regime 1945 bis 1989 zutiefst erschwert. Ziel war die totale Unterwerfung einem autokratischen Regime nach dem russischen Modell. So wurden Kulturmenschen primär zu Zielscheiben der Repression.  

Der aus einer österreichischen Adelsfamilie stammende deutschsprachige Dichter und Komponist Wolf von Aichelburg wurde im kommunistischen Rumänien durch seine humanistische Haltung zur Persona non grata. Seine vielseitige Persönlichkeit sowie die vielen Freundschaften zu deutschsprachigen und rumänischen Kulturmenschen waren dem Regime ein Dorn im Auge. Er wurde 1948 zum ersten Mal zu mehreren Jahren Haft und Zwangsaufenthalt verurteilt und erneut 1959 im bekannten „Kronstädter Schriftstellerprozess“ zu 25 Jahren Haft und Strafarbeit.  

So wurde Wolf v. Aichelburg gezwungen zwischen 1952 und 1956 in Măicănești, Kreis Galați, in die Moldau umzusiedeln. Dort befand er sich im Zwangsaufenthalt und musste als Schuldiener seine Existenz bestreiten. Tatsächlich konnte er in dieser Zeitspanne nichts veröffentlichen, war aber schriftstellerisch äußerst produktiv. Die Entdeckungen in dem Archiv des ehemaligen rumänischen Geheimdienstes sowie in weiteren persönlichen und staatlichen Archiven bezeugen seine rege literarische Tätigkeit in den Jahren der Haft und des Zwangsaufenthalts. Die erhaltenen Dokumente zeichnen nicht nur die spannende Biographie des Dichters und Komponisten nach, sondern erzählen darüber hinaus ein Stück europäische Geschichte. 

Ziel des Projekts ist es, die Korrespondenz sowie die Gedichte aus dieser Periode kritisch zu edieren und dadurch einen wichtigen Beitrag zur Rekonstruktion kultur- und literaturgeschichtlicher Phänomene zu leisten.

 

 Projektträger: Die Babes-Bolyai-Universität, Cluj-Napoca, das Forschungsinstitut Brenner-Archiv der Universität Innsbruck und das Institut für Kultur und Geschichte Südosteuropas an der LMU München

Projektmitarbeiterinnen: Dr. phil. Laura Laza, Dr. Annette Steinsieck und Mag. Dr. Ursula A. Schneider.